Erfahrungen Schweiz – Wasserkraft und Widerstand

    Die Nutzung der Wasserkraft in den Alpen ist eine Erfolgsgeschichte der Schweizer Ingenieurskunst und der erneuerbaren Energie. Die Errichtung von Staudämmen und Wasserkraftwerke ist aber auch eine Geschichte von Vertreibung, Enteignung und Widerstand. In einer neuen Videoinstallation erzählen zehn Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von persönlichen Erfahrungen.

    (Bild: © Oswald Ruppen, Mediathek Wallis – Martigny) 3‘000 Männer und Frauen arbeiten von 1951–1961 am Bau der Staumauer Grande Dixence. Sie ist mit ihren 285 Metern Höhe bis heute die höchste Gewichtsstaumauer der Welt. Bauarbeiter, Grande Dixence, undatiert.

    Das Ausstellungsformat «Erfahrungen Schweiz» widmet sich in seiner neuesten Ausgabe einem Thema, das tief in die Geschichte und Gegenwart der Schweiz eingeschrieben ist: der Wasserkraft in den Alpen. Die Videoinstallation bringt zehn Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zusammen, die aus ganz unterschiedlichen Perspektiven von ihrem Leben mit der Wasserkraft erzählen. Sie werfen Schlaglichter auf persönliche Verluste, politische Kämpfe, technische Meisterleistungen und ökologische Fragen – und beleuchten damit ein vielschichtiges Kapitel der Schweizer Energiegeschichte.

    Rund 60 Prozent des Schweizer Stroms stammen aus Wasserkraft. Die nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Staumauern und Kraftwerke gelten als Jahrhundertprojekte und Motor des Wirtschaftswunders. Die Videoinstallation zeigt das Potential der Wasserkraft aus Sicht von Amédée Kronig und Eric Wuilloud. Kronig war bis 2023 Direktor der Grande Dixence SA, deren Staumauer mit 285 Metern die höchste Gewichtsstaumauer der Welt ist. Wuilloud leitete das Projekt des Pumpspeicherkraftwerks «Nant de Drance» und betont die Bedeutung eines nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen.

    (Bild: © Schweizerisches Sozialarchiv, Bild: Karl Saurer, Einsiedeln/F 5067-Fb-222) In den Voralpen entsteht von 1932 bis 1937 der bis heute flächenmässig grösste Stausee der Schweiz: der Sihlsee. 1’762 Menschen werden zur Umsiedlung gezwungen, 55 Landwirtschaftsbetriebe geflutet. Mehrere ihrer Erwerbsgrundlage beraubter Familien wandern in die USA aus. Strassenverbindung über dem Pegel der künftigen Wasserfläche und Landwirtschaftsbetriebe, die dem Stauprojekt weichen müssen, vor 1935.

    Die Videoinstallation macht, zusammen mit einer interaktiven Vertiefungsstation, die Komplexität des Themas sichtbar. Sie spannt den Bogen in die Gegenwart und zeigt: Wasserkraft ist nicht nur ein technisches oder ökologisches Thema, sondern auch ein soziales und kulturelles. Die Stimmen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen laden dazu ein, zuzuhören, nachzudenken und zu diskutieren. Die Videoinstallation ist vom 4. Juli bis 2. November 2025 und vom 13. Januar bis 26. April 2026 im Landesmuseum Zürich zu sehen.

    pd

    www.landesmuseum.ch

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